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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 45

1881 - Gießen : Roth
— 45 — Sachsen-Weimar und Horn bei Nördlingen von den Kaiserlichen waren geschlagen worden, zogen sie sich gegen Mainz zurück, verfolgt von den Siegern. Die Gegenden zu beiden Seiten des Rheines wurden nun gänzlich verwüstet. Unerhört sind die Gräuel, welche die Bewohner von den verwilderten Schaaren beider Heere zu erdulden hatten. Sie verließen ihre Wohnungen und suchten in Hohlen, Steinbrüchen, Wäldern und den befestigten Schlössern Schutz. Hier füllten sie alle Räume, selbst Höfe und Winkel, allen Einflüssen der Witterung preisgegeben. Hierzu kam der gänzliche Mangel an Nahrung, welcher die Menschen nöthigte ungenießbare, ja geradezu ekelhafte Dinge, wie Aas, Leder re. zu verzehren. Nach kurzer Zeit brachen verheerende Seuchen aus, welche Tausende und Tausende in kurzer Zeit wegrafften, sodaß manche Dörfer ganz entvölkert wurden. Biele Dörfer, deren Namen man heute noch nennt, verschwanden damals gänzlich vom Erdboden. In jener Zeit ordnete der Landgraf das Zehn-, Zwölf- und Fünfnhrlänten an, als Mahnung, das Herz im Gebet zu Gott zu erheben. Wegen Mangel an Saatfrucht und Zuchtvieh blieb das Feld unbestellt, es lösten sich alle Bande, Unwissenheit, Aberglauben und Lasterhastigkeit nahmen überhand. — Noch aber war das Maß des Leidens nicht voll. Frankreich, darauf bedacht die Macht des österreichischeu Kaiserhauses zu schwächen und seine Ostgrenze zu erweitern, hatte kluger Weise gewartet, bis beide Gegner erschöpft waren, bctnn verband es sich mit Schweden und verlängerte dadnrch den unseligen Krieg noch um volle 12 Jahre. Auch die letzte Periode brachte dem Hessenlande schwere Heimsuchungen, so namentlich, als der französische General Türenne (1644) die Bergstraße brandscbatzte und Darmstadt einnahm. Der Landgraf hatte anfangs in Lichtenberg, später in Gießen und Marburg eine Zufluchtsstätte gefunden. d) Der westfälische Friede machte bekanntlich jener Schreckenszeit ein Ende und gleichzeitig kam auch zwischen Kassel und Darmstadt ein Vergleich zu Stande (1648), welcher dem mehr als vierzigjährigen unnatürlichen Bruderkampfe ein Ende machte und Darmstadt einen beträchtlichen Gebietszuwachs brachte. Bei allen Schrecknissen des traurigsten aller Kriege hatte der Landgraf das Wohl seines Landes nicht aus dem Auge verloren und durch Gründung des Gymnasiums in Darmstadt und die Abfassung einer verbesserten Kirchenordnung gezeigt, daß man auch in der traurigsten Zeit das Ideale nicht dürfe untergehen lassen.

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 49

1881 - Gießen : Roth
— 49 — Dom, und zu spät sahen die Unglücklichen, daß sie nur für beit unmenschlichen Feind ihr Gut an einem Ort zusammengebracht hatten. Nachbem der anfangs bestimmte Termin um 6 Tage hinausgeschoben worben war, würde plötzlich am 31. Mai bekannt gemacht, der Termin sei wieber um 2 Tage verkürzt und es solle Nachmittags nach 12 Uhr kein Einwohner sich mehr blicken lassen, Weber in seinem Hanse noch auf der Straße. Väter, Mütter, Kinder, Greise verlassen jetzt ihre Heimath, um in bett benachbarten Dörfern Schutz und Obbach zu suchen. Um 4 Uhr wirb bett mit Plünbern beschäftigten Grenabiereu das erste Zeichen zum Anzünben gegeben. Dieselben eilen an die überall aufgethürmten Strohhaufen, um sich Fackeln zum bequemen Anzünben zu bereiten. Ein Kanonenschuß giebt das letzte Zeichen, rasch vertheilen sich die Mordbrenner in die verschieben Straßen und Wersen unter Jubelgeschrei bett Brand in die Häuser. Bald wälzen sich die Flammen durch die ganze Stadt und am nächsten Morgen ist von der herrlichen Stadt nichts übrig, als ein rauchender Trümmerhaufen. Nur der Dom hatte der zerstörenben Macht des Feuers wiberstanben. Nur 6 Wochen hausten die Vanbalen auf den Trümmern der Stadt, erbrachen die Gewölbe im Dom, sowie die Gräber, beraubten die Leichname ihrer Kostbarkeiten und Gewänber uttb warfen die Leichen fpottenb auf den Friebhöfen und in den Kirchen umher, dann zogen sie ab nach Mainz. c) Auch Dannstabt würde zweimal erobert und gebranbschatzt, (1691 uttb 1693) bis ettblich der Friebe von Ryswick (1697) dem Reich bett Frieden brachte. Nochmals kämpften die hessischen Truppen gegen Ludwig Xiv. in dem sogenannten „spanischen Erfolgekrieg". In diesem Kriege erwarb sich der Bruder des Landgrafen, der kaiserliche Feldmar-fchaßieittrtant Prinz Georg von Hessen, der 1705 vor Barcelona den Heldentod starb, durch die Eroberung von Gibraltar (1704) unsterblichen Kriegsruhm. d) Abweichend von seinen sparsamen Vorfahren war Ernst Ludwig prachtliebend und führte Bauten aus, die seine Mittel überstiegen und bereu Kosten ihn und seine Nachfolger brückten, so, das neue Schloß, als das alte 1715 theilweise ein Raub der Flammen geworben war, die Jagbschlösser: Jägersburg, Wolfsgarten, Mönchsbruch, das sogenannte Griesheimer Haus, ferner das alte Opernhaus und das Orangeriehaus im Bessnnger Herrengarten. Noch eine anbete Liebhaberei des Lanbgrafen verschlang^ große Summen, nämlich seine Experimente zur Entdeckung des „Steins der Weisen", mit welchem er unedle Metalle in Gold Zu verwandeln hoffte. Müller. Geschichte von Hessen. 4.

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 48

1881 - Gießen : Roth
— 48 — verwüstete, das Heidelberger Schloß und die Städte Mannheim, Gernsheim, Oppenheim, Alzey, Worms, Speyer it. a. zerstörte und die Bergstraße heimsuchte. b) In welcher Weise man mit Worms verfuhr, sei hier kurz erzählt: Am 1. Oktober erschienen die Franzosen vor Worms und Zwangen die Stadt theils durch Drohungen, theils durch das Versprechen, daß man nur 300 Mann als Garnison in die Stadt legen und die Gerechtsame der Bürger respektiren wolle, die Thore zu öffnen. Statt 300 rückten sosort 1400 ein, deren Zahl sich in kurzer Zeit noch um die Hälste vermehrte. Die Franzosen benahmen sich wie die Herren und behandelten die Bürger mit Hohn und Spott. Um den Magistrat gefügig zu machen, wurden mehrere Rathsherren eingesperrt, andern eine Einquartierung aus der Hefe der Bevölkerung ins Haus gelegt, oder deren Frauen zu den entehrendsten Dienstleistungen gezwungen. Die Einwohner mußten ihre Schulden nach Holland, Köln, Frankfurt und Nürnberg aufs gewissenhafteste angeben und dann dieselben innerhalb 3 Wochen an die französische Kriegskasfe bezahlen. Kurze Zeit darauf traf der Befehl ein, daß alle Festungswerke, ohne Ausnahme geschleift werden sollten. In wenig Wochen wurden so die äußern Werke, Mauern, Wälle, Thore und über vierzig große und kleine Thürme vernichtet. Die Bürger mußten alles, was sie von Waffen befaßen, abliefern und wurden, nebst den Landleuten der Um- gegend, durch Prügel gezwungen an der Zerstörung mit zu arbeiten. Die im Zeughaus vorhandenen Geschütze wurden theils in den Rhein versenkt, theils nach Landau geführt. Alle vorrüthigen Früchte mußten, bei Androhung der Häuferverbrennung an die französische Garnison zu Mainz abgeliefert werden. Aber das Maß des Schreckens war damals noch nicht erfüllt, noch stand der Stadt das schlimmste bevor! Am 22. Mai 1689, des Abends, ließ der Kommandant den Rath und die vornehmsten Bürger vor sich kommen und eröffnete ihnen, daß nach 6 Tagen die Stadt ein Raub der Flammen werden müßte. Vergebens waren alle Versuche der Unglücklichen, das furchtbare Geschick abzuwenden. Das Einzige, was sie erlangten, war das Versprechen, die Habe der Bürger auf 500 Wagen wegführen zu lassen. Bis diese kämen, sollten ihr im Dom, im Bischofshofe und in dem Nonnenkloster Marienmünster, welche Gebäude verschont bleiben sollten, eine sichere Aufbewahrungsstätte gewährt fein. Viele brachten ihre Habe auch wirklich nach dem Dom. Zu ihrem Schrecken hörten sie kurz darauf, daß nur das Kloster verschont bleiben solle. Aber die Wachen ließen jetzt niemand mehr zum

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 32

1881 - Gießen : Roth
— 32 - Ausdruck evangelischer Ueberzeugung und Gewissensfreiheit angesehen werden muß. f) Um Luther und Zwingli, welche namentlich in der Auf->asiung der Lehre vom heiligen Abendmahl von einander abwichen, zu vereinigen, veranlaßte er 1529 in Marburg ein Religionsgespräch, das leider bei dem unbeugsamen Widerstand der Wittenberger Theologen nicht zum Ziele führte. Phl^pp ivar es auch, der auf dem Reichstag zu Augsburg 1o30 darauf drang, daß die von Melanchthon verfaßte „Augsburgische Confession", das Bekenntniß des evangelischen Glaubens, nicht bloß lateinisch, sondern auch deutsch verlesen wurde. g) Für Aufrechthaltung der gesetzlichen Ordnung im Reiche trat der Landgraf überall freudig und mit allem Nachdruck in die Schranken. Um 1525 brachen in dem größeren Theile von Deutschland Unruhen unter den Bauern aus. Dieselben hatten die Pre-bi9lüd.n der „evangelischen Freiheit" falsch aufgefaßt und standen nt Masse auf, um die wirklichen oder vermeintlichen Lasten, welche sie drückten, abzuschütteln. Sie schritten bald zu ruchlosen Widersetzlichkeiten und frevelhaften Gräuelthaten fort, plünderten Schlösser und Klöster, zerstörten die Gotteshäuser, sengten und mordeten. Es waren mitunter Schaaren von 20000 beisammen. Bei Heil-bronn wurden 80 Ritter ohne Erbarmen in die Spieße der blutdürstigen verwilderten Bauern getrieben. In 12 Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen. Philipp war feinen Augenblick im Zweifel, was er zu thun habe und schickte einige Hundert Mann dem schwäbischen Bunde zu, der sich anschickte, die Bauern zu bekämpfen. Kaum waren die Hessen auf dem Marsche, als sich die Kunde verbreitete, daß auch an den Grenzen seines Landes die Empörung ausgebrochen sei. Von Thüringen waren mehrere Hau-feit von 5, 7 und 8000 Mann im Anzuge, in Fulda standen 10000 und gegen Hersseld waren 5000 in Bewegung. Vorerst wollte der Landgraf, um Blutvergießen zu vermeiden, unterhandeln. Man verlangte, er solle die 12 Artikel annehmen. Aus solche Bedingungen konnte der Landgraf unmöglich eingehen. Er befchied daher feine treuen Hessen nach Alsfeld zu einer Berathung und sprach den Versammelten das Vertrauen ans, daß sie ihren angestammten Regenten in dieser gefahrvollen Zeit nicht im Stiche lassen würden; wer auf seiner Seite stehen wollte, solle die Finger erheben. Alle erhoben gleichzeitig unter lauter Versicherung ihrer Anhänglichkeit ihre Hände, die Hessentreue hatte sich abermals bewährt. Schon am nächsten Morgen brachen die Gerüsteten auf, um die Grenze zu sichern. Die Rebellen in

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 33

1881 - Gießen : Roth
— 33 — Hersfeld baten um Gnade und erhielten großmüthig Verzeihung; nur zwei ihrer Anführer mürben mit Verbannung gestraft. Fulda leistete zwar Widerstand, mußte sich aber bald ergeben. Hier wurden die Rädelsführer enthauptet. Die Bauern wurden in den Stadtgraben getrieben und mußten daselbst zur Strafe 3 Tage ohne Nahrung bleiben. h) In Thüringen Hatte ein Geistlicher, Thomas Münzer, die Köpfe verrückt. Er predigte gegen den Papst und gegen Luther, verwarf die Kindertaufe, rühmte sich göttlicher Offenbarungen und verhieß den Armen Gütergemeinschaft. Ein Gehülfe von ihm durchzog die Gegend von Mühlhausen und verbreitete durch Plünderung und Brand Angst mb Schrecken. Philipps Schwiegervater, Herzog Georg von Sachsen, beschloß durch Waffengewalt den Aufruhr zu stillen. Philipp, zur Hülfe aufgefordert, war rasch zur Hand. Bei Frankenhausen wurden die Meuterer geschlagen. Man zählte 5000 Leichen in der Stadt und Umgegend. Münzer selbst wurde vou einem Soldaten aus einem Speicher, wohin er geflohen, entdeckt und unter furchtbaren Dualen mit feinem Gehülfen Pfeifer Hingerichtet. Der Papst sandte dem Landgrafen wegen dieses Sieges ein schmeichelhaftes Danksagungsschreiben. — i) Herzog Ulrich von Württemberg Hatte durch eine verschwen-berische, prachtliebenbe Regierung sein Land in Schulden gestürzt, was einen gefährlichen, schwer zu unterdrückenden Ausstand veranlaßte. Als er gar seinen früheren Günstling Hans von Hutten aus Eifersucht erstach und die Reichsstadt Reutlingen überfiel um sie mit seinem Lande zu vereinigen, da erhob sich der Württembergische Adel und der schwäbische Bund gegen ihn und verjagte ihn aus seinem Lande. Der schwäbische Bund, der nicht wnßte, was er mit Württemberg ansangen sollte, verkaufte das Laub an den Bruder des Kaisers, den König Ferdinand. Ulrich wurde in die Acht erklärt und irrte heimathlos umher. Das Unglück jedoch gewann dem vertriebenen Herzog manches Herz. Philipp gab demselben sicheren Aufenthalt auf feinen Schlössern an der Bergstraße, auch legten mehrere deutsche Fürsten Fürsprache für den hinlänglich Gestraften bei dem Kaiser ein. Die Bitte war umsonst. Aus dem Reichstag zu Augsburg beugte Philipp sogar sein Knie vor dem Kaiser um Gnade für seinen Verwandten zu erhalten. Da der Kaiser einer Antwort auswich, jo beschloß Philipp hierauf den Herzog mit Waffengewalt wieder in sein Land einzusetzen. Weil er aber von deutschen Fürsten keine Unterstützung erhalten konnte, so wandte er sich an Frankreich, das ihm gegen Verpfändung einiger württembergischer Besitzungen eine bedeutende Geldunterstützung verwilligte. Mit einem wohlgerüsteten Heer von 16000 Fußgängern Müller. Geschichte von Hessen. S

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 34

1881 - Gießen : Roth
— 34 — und 4000 Reitern wurden die Grenzen Württembergs überschritten, das Land nach kaum 3 Wochen erobert und seinem rechtmäßigen Herrn wiedergegeben. Ferdinand, der umsonst den Papst umhülfs-gelder angegangen hatte, mußte in dem Vertrag von Kadan das Geschehene gut heißen. k) Da die Wiedertäufer nach Münzers Niederlage in Deutschland nirgends geduldet wurden, so hatten sie sich nach Holland zurückgezogen. Von hier aus waren sie bemüht, ihre verderblichen Grundsätze zu verbreiten. Als sie hörten, daß in Münster die evangelische Lehre Eingang gefunden habe, versuchten sie, ob sie nicht hier festen Fuß fassen könnten. Johann Bockhold, ein Schneider aus Leyden und Johann Mathiefen, ein Bäcker aus Hartem, zeichneten sich besonders aus. Durch schwärmerische Weissagungen von dein nahen Gottesreiche gelang es ihnen das Volk zu bethören und ihren Anhang so zu vermehren, daß sie in der Stadt die Oberhand gewannen. Johann von Leyden herrschte mit unumschränkter Gewalt. Jeder beugte sich seinen Machtgeboten, aus Furcht, sein Leben zu verlieren. Als eine der 14 Gemahlinnen Bockholds äußerte, sie könne nicht glauben, daß Gott an dem Tode so vieler Menschen Wohlgefallen habe, enthauptete sie der Unmensch mit eigener Hand und tanzte mit dein ganzen Volke um ihren Leichnam. Im Auftrag des Kaisers zog Philipp nach der Stadt Münster, um die Ordnung wieder herzustellen. Ein Versuch, durch friedliche Unterhandlung das Blutvergießen zu vermeiden, mißglückte. Die Stadt wurde belagert. Als die Hungersnoth schon aufs höchste gestiegen war, zeigten 2 Bürger den Belagerern eine schwache Stelle der Mauer. So drang das Heer in die Stadt und eroberte sie nach verzweifelter Gegenwehr der religiösen Schwärmer. (1535.) Johann von Leyden, sein Scharsrichter Knipperdolling und sein Kanzler Krechting wurden gefangen, in mehreren Städten zur Schau herumgeführt und zuletzt in Münster grausam hingerichtet. Ihre Körper wurden in eisernen Käfigen an dem Thurme des Domes aufgehängt. — 1) Die evangelischen Fürsten hatten bereits nach Schluß des Reichstags zu Augsburg, nachdem der Reichstagsabschied die evangelische Lehre verdammt und die Beibehaltung der alten Lehre befohlen hatte, zu Schmalkalden, am Fuße des Thüringer Waldes, (1531) den „fchmalkaldifchen Bund", zum Schutze der Anhänger des Evangeliums, gegründet. Die Häupter desselben waren Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen. Die katholischen Fürsten schlossen hierauf (1538) den „heiligen Bund"

7. Hessische Geschichte - S. 98

1897 - Gießen : Ricker
— 98 — zösischen Artillerie war der Rückzug der Mainzer zuzuschreiben. Dieselben zogen sich nach Seligenstadt, wo sie Winterquartiere nahmen. Gleichzeitig wie aus Mainz waren die Franzosen auch bei Basel und Breisach gegen die Abteilung des Fürsten von Schwarzenberg vorgedrungen. Am 13. und 14. Oktober 1799 setzten sie bei Oppenheim und Frankenthal über den Rhein. Am 3. November wurde Fürst Hohenlohe bei Bietigheim von General Ney angegriffen, letzterer aber bei Laufen geschlagen. Am 15. November erließ der General der Rheinarmee Lecourbe an die Odenwälder eine Proklamation, welche dieselben von der Verbindung mit Österreich abziehen sollte. Die Odenwalds antworteten: „Nicht Emissarien von Österreich, wie Sie sagen, sondern die Wortbrüchigkeit, die Grausamkeit, die Raubsucht und die zahllosen Unmenschlichkeiten Ihrer Truppen und deren Anführer zwingen uns, zu den Waffen zu greifen, um unsere Religion, unsere Sittlichkeit, die Überbleibsel unseres Vermögens, die Ehre unserer Weiber und Töchter und unser Vaterland gegen die wortreiche französische Großmut zu schützen." „Männer, die es so tief als wir fühlen, was sie ihrer vaterländischen Pflicht und ihrer Nationalehre schuldig sind, lassen sich durch Drohungen nicht schrecken, denn sie wissen, wenn es sein muß, auch ehrenvoll zu sterben. Wüteriche werden nur unseren Mut bis zur Verzweiflung stählen. Es hängt nur von Ihnen ab, uns in Ruhe zu lassen. Zwingen Sie uns aber zum Kampfe, so werden wir als deutsche Männer kämpfen, und erliegen wir, fo werden Welt und Nachwelt unsre Asche segnen, und die Namen unserer Mörder mit Abscheu und Flüchen bedecken. Welt und Nachwelt und ein gerechter Gott wird zwischen Ihnen und uns richten." Im November am Schlüsse des 18. Jahrhunderts. Zwischen Eberbach und Hirschhorn kam es im November zu einem heftigen Treffen, welches damit endete, daß die Franzosen geworfen wurden, und daß der Landsturm Hirschhorn besetzte. Freiherr von Al-bini ging sogar mit dem Gedanken um, mit den Landsturmabteilungen einen Schlag auf Mainz auszuführen, wurde aber hierin von dem Erzherzoge Karl nicht unterstützt. Im Dezember 1799 wurde im Mainzer Bezirke die Landmiliz für den ständigen Kriegsdienst, die junge ledige waffenfähige Mannschaft umfassend, eingerichtet, die waffenfähigen verheirateten Männer dagegen zu dem Landsturm formiert. Im ganzen wurden sechs Landmilizbataillone organisiert. Der 14. Juni 1800 hatte über das Schicksal der österreichischen Waffen bei Marengo in Italien unglücklich entschieden. „In dem verhängnisvollen Waffenstillstände zu Alessandria mußte Österreich 12 Festungen den Franzosen ausliefern. Die noch in Italien befindlichen österreichischen Truppen zogen sich auf Mantua zurück. In Deutschland kämpften die Verbündeten gleichfalls unglücklich. Die deutschen Truppen wurden über die Donau geworfen, und die schönsten deutschen Gaue standen den Franzosen offen. Am Main fanden bis zum Sommer 1800 bei den umgebildeten Landmilizbataillonen- nur un-

8. Hessische Geschichte - S. 121

1897 - Gießen : Ricker
— 121 — Doch neue Schwärme drängen hervor, Kolonne folgt auf Kolonne, Und dichter ballt sich der Pulverdampf, Und blutigrot leuchtet die Sonne. Und blutigrot leuchtet die Sonne herab Und blutigrot färbt sich der Boden. Die Shrapnels sausen, die Chassepot pfeift, Das Schlachtfeld füllt sich mit Toten. Es donnert die Schlacht. Kanonengebrüll, Das Rauschen der Mitraillensen Und Chassepotgeknatter, sie hören sich an Wie Kehraus der höllischen Bösen. In Flammen lodert Champenois, Die Balken stürzen und krachen. „Vorwärts auf den Feind! Vorwärts auf den Feind!" Vorwärts dem Tod in den Rachen! Nicht wankt der Franzose, nicht wanken wir, Und rings naht Tod und Verderben, Was ficht uns der Tod, das Verderben an? Wir siegen oder wir sterben! Wir nehmen das Vorwerk und jagen den Feind Aus rauchendem Balkengetrümmer. Im Hurrahgeschrei der Sieger verhallt Der Sterbenden Klagegewimmer. — Für uns ist das blutige Tagwerk vollbracht, Indessen noch schwankt die Entscheidung; Am linken Flügel bei St. Privat, Dort liegt des Tages Bedeutung. Seit Stunden schon steht die Garde im Kamps, Die Tapferen, furchtlos, entschlossen, Das Bollwerk zu nehmen mit stürmender Hand, Sie trotzen des Feindes Geschossen. Und furchtbar lichtet dieser die Reih'n, Sein Feuer schmettert sie nieder; Doch trotzig, verbissen halten sie stand Und stürmen wieder und wieder. Vergebens! Würdig und eingedenk Des Ruhmes vergangener Tage, Wirft stets der Feind die Garde zurück, Und kritisch fürwahr ist die Lage.

9. Hessische Geschichte - S. 74

1897 - Gießen : Ricker
— 74 — recht gehalten und bedienet werde, den Hofmeistern und praeceptorem umb alles fragen, und da einiger Mangel erfunden würde, denselben sobald verbessern." Eine so trefflich geleitete Erziehung eines Prinzen konnte ihre Wirkung nicht verfehlen, und in der That gehörte der nachmalige Landgraf Ludwig Vi. (1661—1678) zu den gelehrtesten und vortrefflichsten Männern seiner Zeit. 3. Der Hexenturin $u Lin-Heiin in der wetterari. 1650. Zu den denkwürdigen Altertümern unseres Vaterlandes gehört ein Turm zu Lindheim, der Hexenturm genannt. Dieser Turm, der als Gefängnis für die der Zauberei Angeklagten diente, erinnert an eine traurige Zeit in Deutschland. Infolge des unseligen Krieges, der 30 Jahre lang unsere deutschen Gaue heimsuchte, war eine allgemeine Verwilderung der Sitten eingerissen. Der Aberglaube nahm überhand. Die Soldaten wähnten, vor den Kugeln und den Stichen der Lanzen und Schwerter sicher zu sein, falls sie einen Schutzbrief, den man von fahrenden Leuten oder Zigeunern kaufen konnte, bei sich führten. Eine Verirrung jener Zeit war auch der Glaube an Hexen. Gewissen Personen, welche nach dem Volksglauben im Bunde mit dem Teufel standen, schrieb man die Macht zu, das Wetter zu machen, Mißernten eintreten zu lassen, Menschen und Tiere zu töten. In der Walpurgisnacht sollten die Hexen auf Besenstielen oder Katzen durch die Luft nach dem Blocksberg im Harzgebirge reiten, um dort mit dem Teufel einen Tanz aufzuführen. Gegen die Einkehr der Hexen glaubte man sich zu schützen, wenn man drei Kreuze an die Thüre mache. Die Fürsten, welche schließlich ebenso wie das Volk an das Vorhandensein von Hexen glaubten, wandten grauenhafte Mittel an, um dieselben aus ihrem Bezirke los zu werden. Namentlich Frauen wurden häufig unter die Anklage der Hexerei gestellt und dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Wer das ihm zur Last gelegte Verbrechen nicht eingestand, wurde unter den gräßlichsten Folterstrafen zum Geständnis gebracht. Der Turm in Lindheim, welcher sowohl als Gesängnis als auch als Richtstätte diente, hat einen Durchmesser von 6 Metern und eine Höhe von 12 Metern. 6 Meter über der Erde befand sich ein enger Eingang, zu welchem eine Treppe von außen führte. Im Innern der Mauer führte eine Höhle vom Boden aus in gerader Richtung 5 Meter in die Höhe. An der oberen Öffnung der Höhle befanden sich auf beiden Seiten des Turmes je ein eisernes Handeisen, das an Ketten hing und an der Wand befestigt war. Diese Fesseln dienten dazu, die Verurteilten bis zur Vollstreckung des Urteils schwebend zu erhalten. Der Sage nach wurden die also Schwebenden dnrch Feuer, welches man innerhalb des Turmes unten auf der Erde anlegte, getötet. Uber

10. Hessische Geschichte - S. 75

1897 - Gießen : Ricker
— 75 — dem engen Eingänge befanden sich drei dunkele Löcher, Pein- oder Marterkammern genannt, welche zur Aufnahme der Gefangenen oder zum Foltern der Unglücklichen dienten. Als man zu Anfang unseres Jahrhunderts den Schutt in dem Turme wegräumen wollte, fand man eine Menge Schädel und verkohlter Menschenknochen. Von 1650—1653 war in Lindheim ein fürchterlicher Hexenprozeß, in welchen der ganze Ort verwickelt wurde. 1661 entstand ein neuer, noch grauenhafterer Prozeß. Damals stand die freie Reichsburg Lindheim unter der ganerbschastlichen Regierung des Hermann von Oyn-hausen, eines Hartmann von Rosenbach, Domdechanten zu Würzburg, und anderer adeligen Familien. Der oynhansische Oberschultheiß und Justizbeamte Geiß war ein geldgieriger und fanatischer Mensch, der die Aufnahme der Hexenprozesse bei seinem Herrn in Anregung brachte. Man dürfe nicht eher ruhen, als bis das „verfluchte Hexeugefchmeiß zu Ehren des dreifältigen Gottes zu Liudtheimb und aller Ordthen insgesamt vom Erdboden vertilgt sey." Geiß wurde von den Ganerben zum Untersuchungsrichter ernannt und erwählte sich mehrere Bürger zu Blutschöffen. Niemand war sicher, nicht in Untersuchung gezogen zu werden oder den Feuertod zu erleiden. Eine große Anzahl unschuldiger Menschen wurde in die Marterkammer geschleppt, weil sie der Verbindung mit dem Teufel verdächtig waren. Die unglücklichen Opfer wurden, ohne sie anzuhören, durch den Scharfrichter oder Schindersknecht gefoltert, an Leitern gebunden, ihnen Hölzer in den Mund gelegt und so lange gemartert, bis sie das, was ihnen Geiß vorsagte, bejahten, worauf sie dann als Hexen und Zauberer den Feuertod zu erleiden hatten. Der Sage nach sollen acht bis zehn Weiber unter den lautesten Ausbrüchen der Verzweiflung nach Speyer gelaufen sein und sich dort bei dem Reichskammergericht über den Wüterich beschwert haben, der aus bloßer Wildheit unschuldige Menschen einsperren und verbrennen ließ. Das Reichskammergericht gebot denn auch dem Blutgerichte Einhalt und die juristische Fakultät zu Gießen empfahl den Ganerben Mäßigung und größere Vorsicht bei der Untersuchung. 1666 sah sich Herr vou Oyuhauseu genötigt, seinen Diener Geiß in Gnaden zu entlassen. Bald darauf endete der Unmensch, als er über einen Graben setzen wollte, der heute noch der Teufelsgraben heißt, durch einen Sturz vom Pferde. Dies war das Ende des Höllenrichters von Lindheim, der unsägliches Herzeleid über gar manche Familie gebracht hatte. —
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